Segeln um Westeuropa

im Ärmelkanal

Am 17.6. ging es weiter nach Oostende. Belgien, eine neue Gastlandsflagge an der Saling.
Segeln war allerdings wieder nur bedingt möglich. Fast Flaute.  Zeitweise ging es nur mit Motorunterstützung voran. In  der Marina Oostende (nicht irgendeine sondern dem Royal North See Yacht Club) wurden wir von einem sehr netten Hafenmeister in Empfang genommen. Liegeplätze gab es genug, wir waren glücklich.

Abends füllte sich der Hafen. Ein Engländer hatte sich zu uns ins Päckchen gelegt. Kein Problem. Dann kamen allerdings noch 15 weitere englische Yachten von einer Regatta herein. Am Ende lagen 5 Boote an unserer Seite. Regattaschiffe mit je 6 Mann Besatzung. 30 Mann also, die in die Kneipe gingen (und wieder zurück), zum Klo gingen, gefühlt mehrmals (und wieder zurück) und ab 5:30Uhr morgens zur Dusche (und wieder zurück). Zu allem Überfluss hatte man auf der Promenade vor der Marina ein Festzelt aufgebaut, in dem sich ein heimischer Schlagersänger die Seele aus dem Leib sang. Flucht war unmöglich, wir waren ja zwischen den Booten fest vertäut.

Dieser Horror kostete dann auch noch 32€, wir waren bedient...

im Royal North See Yacht Club

Mal sehen, wie es in Dunkerque aussieht, dem nächsten Ziel unserer Reise. Wir brechen erst gegen Mittag auf, um mit beginnender Flut sicher über die Untiefen vor Dünkirchen zu kommen. Wind scheint es auch heute nicht zu geben. Hätten wir hier einen besseren Liegeplatz, wären wir noch 1-2 Tage geblieben, aber nach den Erfahrungen der letzten Nacht: nur weg... 

Auf nach Frankreich.....

Die Reise nach Dünkirchen bescherte uns doch noch ein Segelvergnügen. Der wenige Wind kam aus achterlicher Richtung so dass wir den Gennaker setzen konnten, der uns dann brav bis an die Hafeneinfahrt von Dünkirchen zog.

 Als unser Etappenziel in Sicht kam, hatte ich befürchtet neben Hochöfen und einem Brammenwalzwerk im Päckchen zu liegen. Die Silhouette von Dünkirchen ist wahrlich nicht einladend. Die Sorge war aber unbegründet.
Wir machten zwischen 2 Schlegeln in einer sehr guten Marina fest, in der wir wieder freundlich empfangen wurden. Der Liegeplatz für eine Nacht?
"Pas de problème…"

 
Endlich mal segeln...

Willkommen bei den Sch´tis....

Boulogne lag als nächstes Ziel auf unserer Route. Diesig, wenig Wind und warm...

Im Hafen lagen wir längs an einer dänischen Yacht mit Heck zum Steg, das passte. Die Stadt war nicht so prall, aber das Abendessen einfach super.

Am nächsten Tag, inzwischen der 20.6.17, weiter nach Dieppe. Ich freute mich auf ein paar Tage dort, weil 1. die Stadt als sehr schön beschrieben wurde und 2. sich ein Tief mit Starkwind aus West ankündigte, das wir dort abwarten wollten.

Bei der Einfahrt in den Hafen wurden wir mit Sirenenlärm begrüßt. Dann plötzlich per Funk: TimpiTi...TimpiTi...TimpiTi... Das Geheul galt uns!!

Wie mir dann per Funk mitgeteilt wurde, hätten wir uns vorher anmelden sollen. O.K., man lernt.. Wir wurden dann nett gebeten, auf den Hafenmeister zu warten. Gerne. Der winkte uns an einen Schlegel (der Hafen war merkwürdigerweise fast leer), half beim Festmachen und begrüßte uns per Handschlag.

Als ich ihm eröffnete, dass wir 4 Tage bleiben wollen, ein bedauerndes Kopfschütteln. Nur eine Nacht. Der Hafen wäre eigentlich für Regattayachten gesperrt (deshalb das Sirenengeheul). Es fand die "La Solitaire URGO le Figaro" statt.

Die Regatta schien ein seglerisches Großereignis zu sein. Am Kai waren zahlreiche Info- und Verkaufsstände aufgebaut und ein Herr vom Organisationskomitee beschallte uns unentwegt mit den neuesten Informationen über die Rangfolge bei der Regatta. Wir verstanden sowieso nichts, aber ich hatte den Eindruck, dass sich auch sonst niemand dafür interessierte.

Schade, wir hätten uns gern die Stadt näher angesehen und vor allem eingekauft. Unsere Vorräte gingen zur Neige.

Im Hafen gab es übrigens eine Strömung, die ständig an unseren Leinen ruckte. Unangenehm. Keine Ahnung, wo die her kam. Es war Ebbe und das Wasser ringsherum eigentlich ruhig.

Am nächsten Morgen dann Hafengeld bezahlen in der Capitainerie. Die nette junge Dame dort meinte auf meine nochmalige Nachfrage, dass wir doch 2 Nächte bleiben könnten. Es war Flaute heute, die Regattaboote kamen erst später und da wurden die Pläne wohl geändert. Na super, also doch die Stadt ansehen und einkaufen...

Attraktion in Dieppe: die ETOILE DU ROY

 

Aber es wurde noch besser. Zu Ehren der erst morgen erwarteten Segler wurde abends gefeiert. Und zwar richtig. An jeder Ecke spielten Bands. Manche sogar gegeneinander, weil der Abstand zwischen den Bühnen zu gering war. Aber das störte keinen, alles was laufen konnte war auf den Beinen. Wir mittendrin, es war ein Erlebnis. Ein auf der Etoile du Roy engagiertes 3-Mann Orchester, das auf Verstärker verzichten wollte, packte nach einer Stunde entnervt ein, sie waren nicht zu hören.
Kurz, es brannte die Luft - Volksfeststimmung bei ca. 35°C.

Wir mussten am nächsten Morgen weiter und wollten früh aufstehen, um vor dem schlechter werdenden Wetter in Fécamp zu sein, und gingen schon um 11:30Uhr in die Koje. Draußen feierte alles lustig, uns störte das nicht.

Fècamp. Der Törn war vom Wetter her das Kontrastprogramm vom Tag davor. Diesig, bedeckt und, man soll es nicht glauben, kalt. Saukalt. Gestern war ein T-Shirt zu viel, heute im Ölzeug mit 2 Jacken darunter und Stiefel an! Verrückt.
Gegen 5:30Uhr verließen wir Dieppe  und fuhren im ZickZack-Kurs um die Reusen herum in Richtung Westen. Wind war da, aber natürlich aus: Westen. Dazu hatten wir mehr Gegenstrom durch die Tide, als erwartet bzw. in unserem Tides Planner beschrieben. Es war zäh. Um überhaupt vorwärts zu kommen, mussten wir oft unseren Motor bemühen. Aber das kannten wir schon.

Die Alabasterküste jedenfalls ist toll. Was wir auf Rügen im Miniformat haben, gibt es hier kilometerweit. Eine riesig hohe weiße Steilküste.


In Fécamp angekommen (eine Stunde später als geplant) war wieder alles paletti. Leerer Hafen, nette Hafenmeisterin, keine Probleme. Am Nachmittag wurden wir sogar zu einem Cocktail in die Hafenlounge eingeladen. Das hatten wir noch nie. Na ja, so ein hohes Hafengeld auch noch nicht. Aber daran müssen wir uns wohl langsam gewöhnen, je weiter wir kommen..

 

Abendstimmung in Fècamp.

Fécamp - le Havre - Saint Vaast

Nach 4 Tagen Ausruhen in Fécamp weiter nach Le Havre. Der Wind wehte kräftig aus östlicher Richtung und wir hatten den Ebbstrom mit uns, als wir gegen Mittag ablegten. Es wurde ein toller Segeltag. Sonne, Wind und das Beste, wir waren schneller als andere Segelboote auf unserem Kurs (wenn 2 Boote oder mehr unterwegs sind ist immer Regatta). Das lag wohl daran, dass ich unseren Ausbaumer für die Genua endlich mal ausprobierte und wir damit Schmetterling segeln konnten. Bei 15 -max. 20kn Wind von achtern eine tolle Sache...

Um 17:30Uhr machten wir dann mit den anderen 3 Booten in der Marina Le Havre fest. Super Marina aber mit 40€ / Nacht auch nicht ganz billig.

Der nächste Schlag war eigentlich nach Ouistreham geplant. Da wären wir beinahe in die Falle getappt. Ouistreham kann man nur bei Flut anlaufen. Wäre nicht das Problem, aber man kommt natürlich auch nur bei Flut wieder raus. Da wir danach nach St. Vaast wollten und dort auch nur mit der Flut in den Hafen kommen, hätten wir nachts segeln müssen. Im unbekannten Revier mit Reusen aller Orten nicht so prickelnd.

Also der heroische Beschluss: Wir starten morgen um 4:30Uhr weiter nach St. Vaast.

Wetterbedingt hätten wir sonst einige Tage in Le Havre bleiben müssen und so schön ist es da auch wieder nicht.

Gesagt getan. Mit ablaufender Flut und einer frischen Briese aus SO ging es über die Baie de Seine. Leider hielt die Freude nicht lange denn der Wind schlief ein....also wieder den Motor an.

Auf ungefähr der Hälfte der Strecke dann plötzlich ein Schlag. Das Schiff vibrierte und ich war zeitgleich in Panik. Ein Fischernetz eingefangen? War zwar keins zu sehen, aber wer weiß denn was da so rumschwimmt... Ich hatte mich schon fast mit dem Gedanken abgefunden, ins Wasser zu steigen um nachzusehen, aber das wäre bei dem Seegang wirklich kein Spaß gewesen. Der rettende Gedanke war dann, mit Vollgas zurück zu fahren. Wahrscheinlich hatte sich ein Haufen Seegras oder Algen im Klappmechanismus des Propellers verfangen, der durch das Rückwärtsdrehen geschreddert wurde. Jedenfalls war danach wieder alles in bester Ordnung.

Um 13:15Uhr dann endlich in der Marina Saint Vaast wie geplant bei Flut angekommen. Der Hafen war offen, die Marina nicht zu voll, alles bestens. Bis auf den Regen. Wir hatten gerade die Leinen fest, da schüttete es wie aus Kübeln.
Jetzt bleiben wir erst einmal hier. Der Ort sieht trotz Regen recht nett aus.

Und so war es dann auch. Der Hafen ist sehr zu empfehlen. Mitten in der Stadt gelegen, ein netter Hafenmeister, sehr gute Sanitäreinrichtungen.
Zum Wochenende gibt es einen Markt direkt am Kai, an dem die Fischerboote ihren Fang ausladen (Fische, Krabben, Hummer). Direkt vor der Mole dann die Austernbänke. Frischer geht es nicht.

St. Vaast

 

Gut, daß wir Zeit haben. Für die Biskaya-Etappe wollen Freunde zusteigen, die wir erst am 10.7. in Cherbourg erwarten. Also ausruhen, die Gegend erkunden, einkaufen (in einem Laden, der eine Entdeckung für sich ist) und natürlich die Meerestiere genießen...

Am 3. dann endlich der Aufbruch nach Cherbourg. So jedenfalls war es geplant. Als ich vor dem Ablegen den Plotter anschaltete, die herbe Überraschung: Nix geht mehr. Keine Karte. Panik! Ich hatte gestern versucht mit dem Voyage Planner von Navionics die Karte vom Plotter zu laden, um Wegpunkte einzugeben. Das funktionierte nicht und scheint wohl die Dateien durcheinandergebracht zu haben. Also die Seekarte neu laden. Mit dem Internet vom Port ging das grottenlangsam und mein eigenes Schiffs-WLAN war auch nicht wesentlich schneller. Kurz, als das Update endlich fertig war, war das Tor zum Hafen wegen Ebbe geschlossen und wir hatten noch einen Tag mehr in St. Vaast.

Austern direkt vor dem Hafen

 

Cherbourg.

Wir sind angekommen. Nach einer Fahrt durch ein Reusengebiet, die ich nicht noch einmal erleben möchte (ich habe zum Schluss schon einen Bogen um Möwen im Wasser gemacht, weil ich nur noch weiße Bojen gesehen habe) sind wir nun hier. Ein magischer Ort. In meinem Arbeitszimmer zu Hause hängt eine Seekarte dieser Küste an der Wand. Wie oft habe ich mir ausgemalt, wie das wohl wäre, in Cherbourg zu sein und dann weiter über Guernsey nach Westen zu segeln. Wir bleiben wieder ein paar Tage und warten auf unsere Mitsegler für die nächsten Etappen. Es gibt immerhin einiges zu sehen hier. Heute waren wir z.B. in einem Atom-U-Boot!! In Cherbourg wurden und werden U-Boote gebaut. Wusste ich nicht. Die REDOUTABLE, ein riesiges U-Boot liegt seit 1991 in der CITÉ DE LA MER einem sehenswerten nautischen Museum. War sehr interessant.

Inzwischen ist es Sommer geworden. Wie lange sind wir eigentlich schon unterwegs? Die Sonne scheint, wir haben alle Luken über Mittag geschlossen und Rollos davor. Es ist heiß, man kann sich leicht das Fell zu verbrennen. Eine Einstimmung auf den Süden? 

Morgen kommen Frank und Volker. Wir freuen uns. Die Smutje hat schon ein Willkommensmenü geplant. Glücklicherweise gibt es hier auch einen Carrefour, der montags geöffnet hat. Eine Ausnahme, sonst sind am Montag die Geschäfte in Frankreich geschlossen.

Besuch aus der guten alten Zeit der Windjammer...
in Belgien
Im Päckchen. Flucht? Keine Chance.
Vive la France
Ansteuerung Dünkirchen
Aufpassen in Calais, die Fähren sind überall...
Buologne
Endlich was zu Essen
Regattaboote werden erwartet
Volksfest in Dieppe
Flut
und Ebbe
Austern, lecker aber wie kriegt man die auf??
man lernt....
Schmetterling segeln
Cap de la Hève
Le Havre
ein Laden, der es in sich hat...
dies zum Beispiel
Markt
halb Schiff, halb Auto. Keine Probleme mit der Ebbe....
Napoleon
ehemals der Stolz Frankreichs:
LE REDOUTABLE
Die Waffenkammer:
16 ballistische Raketen mit Atomsprengköpfen. Gruselig...