Wir sind in Bandol. Die Fahrt dorthin war etwas öde, weil der Wind, anders als vorhergesagt, wieder einmal genau gegenan kam. Segeln konnten wir nur, weil wir einen kleinen Badestopp eingelegt haben und mit halbem Wind zu einer nahen Insel fuhren.
Gegen 14:45Uhr machten wir in Bandol fest. Aber wie.... An der Capitanerie war uns lt. Hafenhandbuch ein Ankunftssteg versprochen worden. Was wir vorfanden war ein vielleicht 2m breiter Kopf der Pier. Alles andere war anscheinend für längere Zeit belegt. Glücklicherweise hatten wir ja gerade erst Erfahrungen dieser Art in Cassis gesammelt, so dass das Anlegen auf engstem Raum klappte. Wir bekamen einen schönen Liegeplatz zugewiesen und legten an. Das heißt, wir wollten es. Zunächst mussten wir feststellen, dass es keine Mooringleinen sondern Mooringketten gab. Wie bitte soll man die am Schiff festmachen? Natürlich hatten wir satten Seitenwind bei der Aktion. Da uns keiner von der Capitanerie half, erwischten wir zunächst die Kette des Nachbarn. Dumm. Also das Ganze von der anderen Seite von vorne. Nette Stegnachbarn von gegenüber nahmen die Heckleinen und machten sie fest. Das entschärfte die Situation.
An der Stelle für Nachahmer ein Tipp für römisch-katholisches Anlegen:
Erst die Heckleinen fest machen, und zwar mit viel Spiel (min. 2m Abstand vom Ufer). dann etwas Fahrt voraus geben, das Schiff vertreibt dann auch bei Seitenwind nicht. Die Mooringleine an der Bugklampe belegen. Dann Fahrt zurück, bis der Abstand zum Steg stimmt. Dann die Heckleinen durchsetzen. Fertig. An den Mooringleinen ziehen bis der Rücken weh tut bringt nichts.
O.k. wir waren also an der Côte angekommen. Bandol begrüßte uns gleich mit einem besonderen Schauspiel. Zur Erheiterung des Publikums fuhren Boote aufeinander zu, auf denen Männer mit Stöcken standen, deren Ziel es war, den Gegner vom Boot zu stoßen. Ritterspiele zur See, oder, wie man bei uns sagt, Fischerstechen. Meist fielen beide ins Wasser, was den Leuten am Pier besonders gefiel.
Wir nutzten die Gelegenheit und sorgten für Nachschub in unserer Proviantkiste. Schließlich wollten wir als nächstes zur Insel Porquerolles. Da war ankern angesagt. Also Wasser, Wein, Bier (dafür war ich zuständig) und jede Menge Essbares kaufen und an Bord bringen.
Eine Servicewerkstatt für Außenborder vom Typ Mercury gab es allerdings in ganz Toulon nicht. Also musste ich selber ran, den Vergaser sauber machen und neu einstellen. Ein Reparaturhandbuch hatte ich nicht, aber zum Glück gibt es ja YouTube. Danach lief er wieder wie ein Uhrwerk...
Porquerolles ist eine eigentlich wunderschöne Insel. Wenn nur die vielen Leute nicht wären. Ausflugsdampfer bringen die Tagestouristen aus Toulon oder Hyeres in Massen auf die Insel. Bei der Hitze kein Wunder, die wollen alle zum Strand.
Langsam gehen unsere Wasservorräte zur Neige und wir beschließen, uns um einen Liegeplatz am Steg zu kümmern. Das ist hier allerdings nicht ganz einfach. Man musss um spätestens 7:30Uhr am Hafenbüro sein und sich anstellen (Freude). Um 8:15Uhr wird dann das Büro geöffnet und es werden Zettel mit Nummern ausgeteilt. Um 10:30Uhr hatte man wieder dort zu erscheinen. Dann wurden die Nummern nacheinander aufgerufen und die noch freien Liegeplätze vergeben. Ich hatte die Nummer 8 und bekam einen Super-Platz an der Mole. Endlich genug Wasser und Strom.
Natürlich mussten wir auch dorthin. Ich hatte einen Tisch reservieren lassen (bei den Touristenmassen auch nötig) und wir freuten uns auf Muscheln nach Art des Hauses.
Zunächst aber erkundeten wir die Insel, d.h. die Festung, die Glücksmühle (die heißt so, weil sich früher dort immer die Liebespaare getroffen haben sollen) und natürlich den hübschen Ort. Dann das Wunder: es regnete! Wir freuten uns über die Abkühlung. Zurück am Steg, frischte der Wind plötzlich von 5 auf 35kn auf. Die Ankerlieger in der Bucht kamen in Bedrängnis und im Hafen gab es ein heilloses Durcheinander. Wir hatten Glück, wir lagen sicher am Steg.
Kriemhild schaute gerade ängstlich auf den schwarzen Himmel und die hohen Wellen, als ein kleiner Hund, der den Steg entlang lief, von einer Bö erfasst und ins Wasser geweht wurde! Wutsch, weg war er. Kein Witz. Frauchen schrie aus Leibeskräften "Miiiinoouuuuu". Panik. Ein Bootsnachbar bekam das mit und rettete das zitternde Fellknäul vor dem Ertrinken. Nochmal gut gegangen.
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei (dachten wir) und alles beruhigte sich.
Um 8 dann ins Restaurant. Die Muscheln waren toll.
Plötzlich wurde es wieder finster und es prasselte ein Regen herab, wie ich ihn nur in den Tropen erlebt habe. Natürlich mit dem passenden Wind, so dass der Regen fast waagerecht kam. Ein einsamer Gast saß noch draußen unter dem Zelt und aß mit stoischer Ruhe sein Abendmenü. Der muss klatschnass gewesen sein. Die Szene erinnerte mich stark an Rudi Carrell und den Spaghetti-Sketch.
Am nächsten Tag schien dann wieder die Sonne (natürlich) und trocknete alles.
So schön wie Poquerolles auch ist, irgendwann wollten wir weiter. Endlich wieder in einem großen Supermarkt einkaufen, endlich wieder die Annehmlichkeiten einer größeren Stadt genießen.
Am Sonntag, dem 12.8. war es dann so weit. Der Mistral hatte sich verzogen und einer (leider) Flaute Platz gemacht. Also 4 Stunden unter Motor nach Le Lavandou. Nicht schön, aber es ging.
Vor dem Hafen wieder Chaos. Irgendwie scheint die Franzosen zu einer bestimmten Zeit am Vormittag Panik zu befallen. Sie meinen, sie müssten plötzlich alle aufs Wasser und dort so schnell wie möglich unterwegs sein. Man liebt Wind und Wellen, und wenn die nicht da sind, macht man eben selbst welche. Motorboote aller Größen durchpflügten die Bucht vor dem Hafen und alle prinzipiell mit Vollgas. Man ist schließlich wer und das müssen auch andere merken. Benzin- oder Dieselpreise spielen hier keine Rolle. Es war ein unentwegtes Geschaukel, das mich an die Biskaya erinnerte. Die Übersicht zu behalten und unbeschadet in den Hafen zu kommen, war nicht so einfach.
Im Hafen dann das Unvermeidliche. Gedränge an der Tankstelle. Logisch. Mit viel Glück ergatterten wir noch einen Anlegeplatz am nahen Anmeldesteg. Der Liegeplatz war entgegen allen Befürchtungen kein Problem.
Wie immer haben wir uns zuerst über MapsMe über die Einkaufsmöglichkeiten informiert und dann die Duschen/Klos inspiziert. Auch da wieder eine Überraschung. Es gab einen Raum mit einer Dusch- und einer WC-Abteilung. Aber nur einen! Für Frauen und Männer gemeinsam. Man liebt es offenbar kuschelig. Das war.... na ja.... gewöhnungsbedürftig.
St-Tropez und Port Grimaud liegen dicht nebeneinander und natürlich mussten wir uns die Stadt der Schönen und Reichen ansehen. Mit der Fähre kein Problem. Im Vieux Port von St-Tropez lagen dann auch die Superyachten. Unglaublich was Gier und Geld so bewirken können. Motorboote größer als unser Haus lagen friedlich beieinander am Steg. Man trank Champagner und ließ sich von der Touristenschar bestaunen wie Affen im Zoo. Wer's braucht...
Nach 2 Tagen ging es weiter nach Cannes. Wir waren vor Jahren schon einmal dort, zufällig zu der Zeit der Filmfestspiele. Es war damals der Teufel los und wir waren gespannt, wie die Stadt wohl aussieht, wenn kein Ausnahmezustand herrscht. Von anderen Seglern hatte wir erfahren, dass man im Vieux Port zu recht zivilen Preisen einen Liegeplatz bekommen kann. Also hin. Am Anmeldesteg die erste Überraschung, es gab keine Capitainerie bei der man sich anmelden konnte. Also Anruf über CH12 (diesmal nicht CH09 wie sonst). Keine Antwort, weder auf Französisch noch auf Englisch. Schon etwas ratlos der letzte Versuch: anrufen per Telefon. Das klappte. Wir bekamen einen Liegeplatz zugewiesen und machten die Leinen los. Unterwegs kam jemand vom Hafen mit einem Schlauchboot und führte uns hin. Beim Anlegen versagte das Bugstrahlruder, wie schon einmal in Calpe. Wieder die Sicherung durch. Ich muss da mal nachsehen. Glücklicherweise hatten wir keinen Wind, so dass das Manöver auch ohne klappte.
Cannes ist schön, zumindest die Altstadt und die Marina ist vom Allerfeinsten. Merkwürdigerweise auch die billigste bis jetzt in Frankreich. Verstehe das wer will.
Der Sanitärbereich ist klimatisiert. Es gibt einen Raum mit genügend Waschmaschinen und sogar einen Wasserspender, von dem man gekühltes Trinkwasser (mit und ohne Kohlensäure) kostenlos in Flaschen füllen kann. Ungleublich.
Man liegt mitten in der Stadt und trotzdem ruhig. Wir bleiben 3 Tage.
Und dann ein Wunder. Die nächste Nacht war ruhig. Keine Disko, keine Technomusik, die die Gläser zum Tanzen bringt. Gott sei Dank.
Am nächsten Tag Wiedersehensfreude mit Frank und Beate. Sie kamen wie geplant abends in Nizza an, um mit uns nach Korsika zu segeln und die Insel etwas kennenzulernen. Frank segelte ja schon im vergangenen Jahr auf der Biskaya-Etappe mit uns und wir freuten uns besonders, dass diesmal meine Cousine Beate = seine Frau Zeit und Lust hatte mitzukommen.
Natürlich stand am nächsten Tag ein Besuch in Nizza auf dem Programm.
Dann Kurs 130°, Korsika konnte kommen.
Und eine große Überraschung. Wieder Wale! Im Mittelmeer!! Ich dachte, die gäbe es nur im Atlantik, aber falsch. Wir haben einige getroffen.