Segeln um Westeuropa

Korsika und Sardinien

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6:30Uhr: Land in Sicht!!
Die Crew bei der Arbeit: um 11:30Uhr machen wir im Hafen von Calvi fest.
Auf dem Weg nach Saint Florent.
Frank ist in seinem Element.

Auf der Weiterfahrt von Port Florent nach Macinaggio hatten wir zunächst mal wieder Flaute. Das war auch kein Wunder. Der Wind war aus SO angesagt und wir fuhren den "Finger" von Korsika in Lee entlang nach Norden. Eine atemberaubende Kulisse. Hohe felsige Berge, die steil ins Wasser abfallen. Hinter der Nordspitze endlich Wind. Leider aber von vorn. Also aufkreuzen, bis Macinaggio ist es nur ein kurzer Schlag.

In Macinaggio am Steg.


Am nächsten Tag wollten wir in Bastia sein, weil Beate und Frank leider wieder zurück nach Hause fliegen mussten. Schade, aber nicht zu ändern.
Dafür war der letzte Segeltag mit ihnen besonders schön. Jedenfalls für Frank und mich. Wir hatten ca. 15kn gegenan und segelten auf Kreuzkurs nach Bastia. Toll. Die Begeisterung der Mädels hielt sich allerdings in Grenzen. Zu viel Schräglage...
Eine größere Ketsch war mit uns auf gleichem Kurs unterwegs = Regatta!  Zum Schluss hatten wir die Nase vorn und freuten uns wie kleine Kinder.
In Bastia fanden wir einen Platz im Vieux Port. Malerisch.

Die Altstadt von Bastia.
Es ging durch den Dschungel...
über abenteuerliche Brücken...

Die Bergtour war ein Erlebnis. Mal Berge statt Wasser war eine willkommene Abwechslung.
Der Zug alleine ist schon eine Attraktion. Wie im Gebirge nicht anders zu erwarten, tuckerte er über spektakuläre Viadukte (eins wurde von Eifel konstruiert), durch unzählige Tunnels und über Galerien der Westküste entgegen. Der Blick auf die hohen Berge - spektakulär.

In Solenzara war die Saison vorbei, wir konnten längs am Steg festmachen....
...und Kultur genießen. Korsische Gesänge in der Dorfkirche.

Porto Veccio war das nächste Ziel unserer Reise. Ein kleiner Hafen in einer langen geschützten Bucht gelegen, der als sehr schön, wenn auch in den Sommermonaten als überfüllt beschrieben wurde. Wir hatten inzwischen den 12.9.  also gute Chancen auf einen Liegeplatz. Und so war es dann auch. Nach meinem Anruf auf CH9 wurden wir eingewiesen und machten wie immer römisch-katholisch, will heißen mit Heck- und Mooringleine am Steg fest. Eigentlich hatten wir vor, am nächsten Tag in einer Atoll ähnlichen Bucht zu ankern, aber es hatte sich Ostwind um die 20kn angesagt, der in die Bucht wehen würde und die Schaukelei wollten wir uns ersparen.

im Hafen von Porto Veccio

Am nächsten Tag ging es mit wenig Wind weiter südwärts in die Straße von Bonifacio.

Eigentlich eine berüchtigte Gegend, in der es meist reichlich Wind gibt und in der man sorgfältig durch das Inselgewirr navigieren muss. Aber wir hatten wieder mal eher zu wenig Wind und kamen nur langsam unserem Ziel entgegen: dem Hafen von Bonifacio.

Wow, Bonifacio. Ich hatte schon viel von dem wohl schönsten Hafen Korsikas gelesen. Von der durch Felsen gesäumten Einfahrt, von der auf den Klippen erbauten Stadt, deren Häuser wie Schwalbennester an den Felsen zu kleben scheinen, von der bewegten Geschichte, in der Piraten eine unrühmliche Rolle spielten und natürlich von dem Hafen, in dem man nur mit viel Glück im Sommer einen Liegeplatz findet.

Und nun waren wir da: Bonifacio! Bekommen wir einen Platz? Auf meinen Anruf auf CH9 hin die Antwort von der Marina: kein Problem, machen Sie einfach am Steg K fest wo sie wollen. Es ist viel frei. Na so was. Es war also schon Nachsaison. Wir wollten uns natürlich die Stadt ansehen und bezahlten für 2 Tage. Und das war auch gut so, denn am nächsten Tag kamen Charteryachten aus Sardinien wie Perlen an der Schnur in den Hafen. Bald waren alle Plätze belegt.

Die Stadt auf den Klippen
Traumhaft, die Hafenbucht von Bonifacio.
Weiter oben enge Gassen und alte Häuser.
Unterwegs Flaggenwechsel...Italien / Sardinien. Ordnung muss sein.
Die Flaggen des Heimathafens und unseres alten Vereins bleiben natürlich unter der Backbordsaling gehisst.


Wir sind an der Costa Smeralda. Hier also fühlen sich die Schönen und Reichen wohl, denen es an der Côte d‘Azur schon langweilig geworden ist. Wir werden geduldet, weil wir in der Nebensaison aufkreuzen. Man merkt das schon an den Preisen. In dieser Marina z.B. bezahlten wir 34€ pro Nacht, das ist o.k. Im Juli wären es für unser Boot unglaubliche 129€/Nacht gewesen.

in der Marina di Puntaldia


Heute ist der 21.9.18. Wir haben eine Nacht hinter uns wie sie schlimmer im Hafen nicht sein kann. Schlafen war unmöglich.
Wir haben einen Liegeplatz nahe der Hafeneinfahrt zugewiesen bekommen, der voll dem Schwell ausgesetzt war. In der Nacht briste es auf und wir bekamen eine so unangenehme Welle ab, dass ich Angst hatte, die Klampen könnten aus dem Deck reißen. Es ruckte an den Festmachern und das Schiff tanzte die ganze Nacht hindurch. Ich habe zusätzliche Leinen, sogar mit Ruckdämpfern, ausgebracht, es half nichts. Die Mooringleine knarrte und ächzte und wenn die Heckleinen straff wurden, war es, als ob wir einen Felsen gerammt hätten. Grausam.
Dabei war der halbe Hafen leer. Wir hätten ohne Mühe einen sicheren Liegeplatz im hinteren Teil bekommen können. Hatte der Marinero was gegen uns? Oder gegen Deutsche generell? Keine Ahnung. Wir wollten des Wetters wegen noch eine Nacht bleiben, aber auf keinen Fall auf diesem, für unser kleines Boot völlig ungeeigneten, Liegeplatz. Die Dame in der Marina hatte wohl Mitleid und wir konnten uns in den sicheren Hafenteil verholen. Erst einmal ausschlafen...

Wir verlassen sicherheitshalber Caletta im Morgengrauen...….

Wenn die Sonne auf See aufgeht, ist das immer etwas Besonderes. Der Himmel färbt sich erst zart lila, dann kräftiger orangerot und schließlich goldgelb. Ein tolles Schauspiel.

Ab dem Capo Camino kommt dann sogar Wind auf und wir kommen zügig voran. Am Capo di Monte Santu haben wir fast einen Schwertfisch überfahren, der anscheinend an der Wasseroberfläche geschlafen hat und danach hat meine Crew Stein und Bein geschworen, einen fliegenden Fisch gesehen zu haben....

Um 14:00Uhr ist das Capo Bellavista in Sicht, das Wahrzeichen von Arbatax.
Um 15:00Uhr machen wir in der Marina fest. Unser Winterlager ist erreicht......

Fazit der Reise 2018:

Es war schon ein tolles Abenteuer, das Mittelmeer zu befahren. Das klare warme Wasser, die vielen hübschen Häfen, die legendären Städte wie Saint Tropez, Cannes oder Nizza und nicht zuletzt Korsika und Sardinien, das war schon was. Aber das Wetter. Segeln konnte man meist nur bei Flaute oder Sturm. Dazwischen war selten etwas im Angebot. Dafür aber war es heiß. Also richtig heiß mit Temperaturen von 35-40°C. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit fühlten wir uns oft wie in der Sauna. Einer Sauna, der man nicht entrinnen kann. Ankern und Baden, das hatten wir uns vorgenommen. Leider klappte es selten. Und wenn doch, wenn Windrichtung und Ankergrund passten, dann sorgten die vielen Motorboote für Wellen, die unser Boot unentwegt schaukeln ließen.

Unterwegs trafen wir Segler, die das Mittelmeer seit Jahren kannten. Übereinstimmend meinten alle, wir sollten uns Griechenland und die Adria sparen und stattdessen die Balearen besuchen. Besserer Wind, bessere Ankerbuchten und viel schöner.
Da war was dran, die hatten wir bislang nicht im Plan.

Also wurden die Karten neu gemischt. In diesem Jahr bis Sardinien und im nächsten Jahr von dort nach Menorca. Dann die Balearen erkunden (vielleicht gelingt es dort, endlich mal öfter zu ankern) und zurück ans spanische Festland. In Roda de Bará wollen wir dann das Boot über Winter an Land holen und das Unterwasserschiff streichen lassen. Im Jahr darauf soll es dann wieder die französische Küste nordwärts bis Marseille und dann über Flüsse und Kanäle zurück in die Ostsee gehen. Ein Abenteuer für sich.

Warum Roda de Bará? Die Erklärung ist einfach. Dort trafen wir Knut. Der las den Schiffsnamen und Heimathafen und sprach uns an. Wir hatten uns vorher den Kopf zerbrochen, wo wir unser Boot über Winter lassen könnten, Knut hatte die Lösung. Er war  Mitinhaber der Firma Marine Project, die sich im Mittelmeer um Boote kümmert und sichere, geprüfte Liegeplatze vermittelt. Also genau der, den wir brauchten. Außerdem stammte er aus Rostock, unserer zweiten Heimat…

Knut meinte, er könnte uns einen Winterliegeplatz auf Sardinien vermitteln, der auch noch bezahlbar wäre. Wir waren begeistert, unser Problem war gelöst. Und er hat Wort gehalten. Wir bekamen ein sehr interessantes Angebot von der Marina Arbatax und reservierten.
Der eigentliche Firmensitz ist aber Roda de Bará. Dort hat er Verträge mit dem Hafen und der Werft und Leute, die auf das Boot aufpassen. Ideal.
Für Segler, die mit ihrem Boot ins Mittelmeer wollen und sich nicht auskennen: unbedingt Marine Project kontaktieren. Man spart Geld und vermeidet Ärger..

MARINE PROJECT GROUP
Knut Richter Tel.:    +34 655 358 153

Im nächsten Jahr freuen wir uns darauf, Sardinien und Korsika näher zu erkunden und natürlich auf die Balearen, die von allen als DIE Perlen des Mittelmeeres beschrieben wurden. Vorerst aber machen wir unser Boot winterfest und planen die Rückreise. Am 9.10. fliegen wir von Cagliari nach Berlin. Aber erst einmal müssen wir von Arbatax nach Cagliari kommen. Und das ist in Sardinien nicht so einfach. Die Bahnverbindungen sind spärlich und unzuverlässig. Von Arbatax fährt im Herbst kein Zug mehr und auch keine Fähre. Dafür gibt es Überlandbusse von verschiedenen Verkehrsgesellschaften, deren Fahrzeiten und Haltestellen offensichtlich geheim gehalten werden. Keine Aushänge, keine Haltestellenschilder mit den entsprechenden Busnummern und Haltezeiten. Selbst im Touristenbüro in Arbatax war die nette Dame überfordert, als wir sie nach einer Verbindung nach Cagliari fragten. Sehr undurchsichtig. Wir haben vorsichtshalber ein Hotelzimmer in Cagliari gebucht und wollen einen Tag früher dorthin fahren.
Na, bald sind wir wieder in Deutschland, da wird das besser klappen.
Dachten wir.
Aber als wir in Tegel landeten und nach Eberswalde weiterfahren wollten, gab es die vorher ausgesuchten Verbindungen nicht. Keine Hinweise warum. Es wurden Busverbindungen empfohlen (das kannten wir von Sardinien schon) aber es gab keine Information dazu. Also mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Kein Zug. Dann mit der S-Bahn nach Gesundbrunnen. Der nächste Zug sollte erst in 4 Stunden fahren! Wieder kein Aushang, keine Erklärung. Glücklicherweise hatten wir ja unser iPhone. Es soll einen Bus in einer Stunde nach Bernau geben. Schienenersatzverkehr! Aber wo soll der halten??
Sardinien war doch nicht so schlecht.....
Nachts um 2:30Uhr waren wir endlich zu Hause.


Die Nachtfahrt war etwas öde, weil wir erst gegen 7:00Uhr genug Wind zum Segeln hatten. Davor Flaute und Wellengang. Eine elende Schaukelei.
Egal, zum Frühstück waren wir pünktlich in Calvi.

in korsischen Gewässern


Am nächsten Tag ging es weiter nach Saint Florent. Der Himmel hatte sich bezogen und die dunklen Wolken im Westen verhießen nichts Gutes. Trotzdem, laut Wetterbericht sollten wir schönen achterlichen Segelwind haben. Also los. Und tatsächlich. Mit einer Backstagbrise von 20kn (max Wind 31kn, max Speed 9,4kN) rauschten wir gen Osten. Super!! Selbst die Mädels waren tapfer und nahmen die höher werdenden Wellen gelassen hin. In der Bucht von St. Florent war dann das Vergnügen vorbei. Landabdeckung und Flaute. Na ja, zum Anlegen auch ganz schön.

Saint Florent, ein malerischer Ort.
Der Dorfplatz
Der Nordzipfel Korsikas: Ile de la Giragalia


Nachdem wir von unseren Besuchern Abschied genommen hatten, wollten wir noch ein paar Tage in Bastia bleiben. Von dort aus fährt eine Schmalspurbahn quer über die Insel nach Ajaccio, der korsischen Hauptstadt. Wir wollten im Gebirge wandern und dafür war der Zug ideal. Wir machten uns also in aller Frühe zum Bahnhof auf den Weg und fuhren den Bergen entgegen.

Korsika mal anders.
und über verwunschene Pfade zur nächsten Bahnstation.
 
 
Über Taverna ging es dann weiter nach Solenzara. Wieder mit wenig Wind, dafür aber mit Badefreuden unterwegs.
 
 
Die Altstadt von Porto Veccio.


Und Porto Veccio lohnt sich.  Der Ort hat eine sehr hübsche Altstadt, die man sich aber erst einmal erklettern muss. Hoch über dem Hafen gelegen, lässt schon die Silhouette  der Stadt einen gemütlichen kleinen und alten Ort erahnen, von dem aus man natürlich einen herrlichen Blick auf die Bucht und das Meer haben musss. Auf den Hafen natürlich auch und wenn man genau hinschaut, entdeckt man unsere TimpeTe.
Nach schweißtreibenden 10 Min Fußmarsch oben angekommen, wird man mit der üblichen Abfolge von Restaurants und Läden für Mode und Touri-Krimskrams konfrontiert. Aber auch mit einer Altstadt inklusive Stadttor und Kastellturm, die sehenswert ist.

Spektakulär, die Einfahrt nach Bonifacio.
Escalier d' Aragon, eine Treppe mit der Lizenz zu töten.
187 Stufen, 45° Steigung und sengende Hitze..

 

Wenn es nur nicht so heiß wäre... Es gibt Wanderwege oben auf den Klippen und eine Treppe die supersteil herunter zum Wasser führt. Natürlich mussten wir nach unserem Stadtrundgang auch das erkunden. Nur so viel, wir haben schöne Fotos machen können, aber die Anstrengung nur knapp überlebt..

So schön Bonifacio auch ist, wir wollten weiter zu unserem Winterziel nach Arbatax. Also nach 2 Tagen die Leinen los und über die Straße von Bonifacio nach Sardinien. Diesmal wurde diese Düse zwischen Korsika und Sardinien ihrem Ruf gerecht. Der Wind kam aus Ost und wehte mit 15-20kn in unsere Segel. Eine Charteryacht, die vor uns aus dem Hafen fuhr, kehrte nach einer halben Stunde wieder um.  Die Crew hatte wohl gemeutert. Meine übrigens auch. Es pustete und schaukelte heftig. Kriemhild bedachte das Wetter und den Törn mit Worten, die ich hier nicht wiedergeben will, verzog sich unter Deck in die Leekoje und stellte sich tot.

Die Marina del Orso auf Sardinien. Schön, aber künstlich.


Und das ist auch der erste Eindruck, den wir von Sardiniens mondäner Nordostküste haben. Keine Städte oder Fischerdörfer sondern Häfen mit Feriensiedlungen der gehobenen Preisklasse, die zwar nett gebaut sind, aber irgendwie steril wirken. Es gibt nur Restaurants und Modegeschäfte, sonst nichts.
Im nächsten Hafen, der Marina di Puntaldia, das gleiche Bild. Immerhin gibt es aber einen kleinen Supermarkt, in dem wir den nötigsten Proviant kaufen konnten. Ein "richtiger" Supermarkt ist 9km vom Hafen entfernt. Meine Crew will unbedingt dort hin. Mit unseren Bordfahrrädern! Glücklicherweise regnet es gerade...…

da braut sich was zusammen


Die Schlechtwetterperiode soll für 3 Tage Pause machen. Also fahren wir am nächsten Tag weiter nach Caletta. Nur 20sm, kein Problem. Der Hafen ist ganz nett. Er gehört zu einer kleinen Stadt, in der auch außerhalb der Saison Menschen wohnen. Diesmal also keine sterile Ferienlandschaft. Wir beschließen spontan, 2 Tage zu bleiben. Dann die neusten Wetternachrichten. Es soll morgen friedlich bleiben, übermorgen aber ein Sturm aufziehen, der auf der Westseite der Insel für Wind und hohe Wellen sorgen soll. Auf unserer, also der Ostseite ,nicht. Ob das der Sturm weiß? Wir sind unentschlossen. Morgen ist eigentlich zu wenig Wind angesagt, Übermorgen sollte es 15kn aus NO geben, also bestes Segelwetter. Aber ob das wirklich so kommt? Bisher haben sich die Prognosen in diesem Seegebiet als nicht sehr sicher erwiesen. Wir beschließen kein Risiko einzugehen und doch morgen zu fahren....

……. und bekommen einen herrlichen Sonnenaufgang geboten....
 
 
…..und das keineswegs zu früh. Am nächsten Tag kam dann doch der Sturm. Gut, dass wir dem Wetterbericht nicht getraut haben. Das hätte auch uns passieren können.