Segeln um Westeuropa

Auf der Rhône gen Norden...

Von jetzt an im Süßwasser als Motorboot.

Wir werden am 10.6.21 gegen 9:00Uhr von Pot. Louis in die Rhone geschleust. Die Strömung hielt sich mit ca. 1kn in Grenzen. Ein entspanntes Fahren. Ich fühlte mich an die Helden meiner Kindheit Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert. Durch die unberührte Natur rechts und links hätte es auch der Mississippi sein können.
Nach 6h Fahrt kam Arles in Sicht. Dort wollten wir übernachten, aber die versprochene Anlegestelle gab es nicht. Da die Stadt auch sonst nicht viel hermachte, beschlossen wir weiterzufahren. Und ab da wurde es zäh. Die Strömung nahm rapide zu und wir quälten uns mit 2,5kn Fahrt den Fluss hinauf. Als wir endlich die erste Schleuse erreichten, war es schon 18:00Uhr. Die Abstimmung mit dem Schleusenwart klappte problemlos und nach ca. 30min Wartezeit fuhren wir nach einem Frachtschiff in die 12m hohe Schleuse. Es gab zum Glück Schwimmpoller.

Ca. 1,5km hinter der Schleuse gab es eine kleine Marina, die "Halte Vallabregue". Dort war gerade noch ein Liegeplatz frei.
Schwein gehabt. Das Hafenmeisterehepaar war supernett und half beim Anlegen. Unsere TimpeTe war eigentlich zu lang für den Platz, aber wir hatten zum Glück ein Fenderbrett.
Es war inzwischen 19:30Uhr geworden, wir waren kaputt aber glücklich. Endlich das Anlegebier trinken, was essen und todmüde in die Koje fallen.
Avignon
Das Dieseldrama: die Bootstankstelle funktioniert nicht.
Auch mit vereinten Kräften nicht.
Die Capitainerie von Port de l'Ardoise. Etwas eigen in der Gestaltung aber gemütlich. Immerhin gab es dort kaltes Bier.
Viviers, hier ist Frankreich noch so ursprünglich, wie wir gehofft hatten. Man trinkt mittags seinen Pastis in einer der Bars, spielt Boule und holt seine Baguettes von Bäcker nebenan. Keine Supermärkte, kein nennenswerter Tourismus, kein Schickimicki.
Wir bleiben zwei Tage, um die Ruhe zu genießen.

Über Valence, ein flacher Hafen mit nur 1,6m Tiefgang, ging es am nächsten Tag weiter nach Tournon, ein neuer Hafen mit genug Tiefgang aber ohne Klo und Dusche. Immerhin gab es Strom und Wasser.

Tournon

Am 19.6. weiter gen Norden nach Gondrien. Der letzte Hafen vor Lyon überraschte uns mit 1. genug Tiefgang 2. genug freien Liegeplätzen 3. mit vernünftigen Sanitäreinrichtungen und 4. mit einer Waschmaschine.

Wir beschlossen einen Putz- und Waschtag einzulegen und 2 Nächte zu bleiben.
Am nächsten Tag geschah dann das Unglaubliche. Nach einem sonnigen und wie immer heißen Morgen regnete es heftig. Sogar Hagelschauer waren dabei. Das hieß kühle Temperaturen und eine Gratiswäsche fürs Deck. 

Von jetzt an sind wir auf der Saône unterwegs.

Der Hafen von Lyon. Nebenan ein großes Einkaufszentrum. Genau das haben wir gebraucht.

Am Steg in Montmerle
Winterwetter Ende Juni in Chalon....
...die Dame stört der Regen nicht.
Natur pur. Die Saône ist schön.
An der Betonpier. In der Not...

Der nächste Halt war idyllischer. Zwar an einer Spundwand ohne Poller, dafür aber in der Natur. Wir schlugen unsere für diesen Zweck mitgebrachten großen Heringe in die Böschung und machten daran fest. 

Trotzdem haben wir den Horror am nächsten Tag noch einmal erlebt. Wir waren auf der Suche nach einem Liegeplatz für die Nacht und fuhren in einen toten Arm der Saône an einen in der Karte ausgewiesenen Liegeplatz. Natürlich war dort keine Wassertiefe angegeben, aber ich fuhr sehr sehr langsam in Richtung Steg. Trotzdem wohl nicht langsam genug, denn plötzlich saßen wir wieder auf Grund. Sofort zurück brachte nichts. was nun? Diesmal war keine Hilfe in Sicht. Wir hatten zwei Optionen. Zum einen könnten wir mit dem Schlauchboot den Anker weit weg vom Boot ausbringen und dann mit der Ankerwinde und Gas versuchen, das Boot frei zu bekommen. Zum Anderen könnten wir einen Poller am Steg nutzen um mit unserer langen Schleppleine das Boot zu krängen. In beiden Fällen brauchten wir das Dinghi. Also alles aus der Achterkabine räumen, das Ding an Deck zerren und aufpumpen. Nachdem das geschehen war, habe ich die zweite Variante erprobt und die klappte hervorragend. Die auf Slip gelegte Landleine wurde mit der Schotwinde straff gezogen und mein Weib gab Gas. Langsam bewegte sich das Boot aus dem Dreck. Wir waren gerettet aber fix und fertig und hofften, in der Marina Port de la Maladiere einen Platz zu bekommen.

Heute ist der 1.7.21. Heute regnet es zur Abwechslung mal nicht. Wir haben in einem Dörfchen mit dem imposanten Namen "Montrureux lès Baulay" sogar einen Steg gefunden, an dem wir genug Wasser unter dem Kiel hatten. Grandios. Wir lassen es langsam angehen und bleiben hier. Die nächste Etappe wird uns in den Canal des Vosges bringen.Und für den sollte man ausgeruht sein.
Die erste Schleusung....von 220.

Am nächsten Tag hatten wir eine kleinere Etappe geplant. Nach nur 3 Stunden waren wir in Avignon. Eine schöne alte Stadt und natürlich die berühmte Brücke.

Wir waren nicht sicher, einen Liegeplatz zu bekommen, aber die Sorge war unbegründet. An der Pier war genug frei.

Kein Wasser, keine Sanitäranlagen, kein Hinweis auf eine Capitainerie - aber 23€/Tag. Das ging schon mal besser...
Sur le pont d'Avignon….

Also mit Kanistern und unserer Karre gefühlt 2km durch die Stadt zur Tankstelle.
Natürlich bei brütender Hitze.
Aber Hauptsache genug Diesel an Bord. Wir sind ja jetzt ein Motorboot.

Nach einer weiteren Schleuse und einer etwas zähen Fahrt gegen die Rhôneströmung machten wir abends in Port de l'Ardoise fest. Eine kleine Marina, in der die Inhaberin zu unserer Überraschung perfekt deutsch sprach.
Leider war die Umgebung durch ein nahes Wehr etwas laut.

Am nächsten Tag ging es schon um 6:00 Uhr weiter. Bis Viviers war es ein langer Weg mit 2 Schleusen. 

Die Schleuse Bollène ist mit 22m Hubhöhe die größte der Rhôneschleusen.
Ein beeindruckendes Bauwerk.
Allerdings ist das Schleuse in diesen Monstern eine einfache Sache. Man geht an einen Schwimmpoller, macht das Boot fest und wird mit dem steigenden Wasser nach oben getragen.
Die Marina ist schön aber flach. Wir sind nicht sicher, ob wir mit dem Kiel schon im Modder stehen.
Spaß am Atomkraftwerk. Hauptsache Wind.
In Lyon hat man Ideen..

Die Saône

sie ist schöner, fließt langsamer und hat mehr Anlegestellen als die Rhône.Wir sind entspannter unterwegs. Die Schleusen haben keine Schwimmpoller mehr, sondern fest eingebaute Poller an denen man die Leinen umsetzen muss. Ist aber kein Problem, weil die Hubhöhe nur 3-4m beträgt.
Nach Stopps in Montmerle und Tournus erreichen wir am 24.6. Chalon-sur-Saône.
Eigentlich wollten wir eine längere Strecke fahren aber starker Regen und winterliche Temperaturen von 15 - 17°C (gestern waren es über 30°C!) machten uns einen Strich durch die Rechnung. Feuchte Klamotten und Kälte sind eine üble Mischung.


Chalon-sur-Saône ist eine schöne Stadt mit ausgedehnten Fußgängerzonen und einer traumhaft gelegenen Marina. Wir bekamen dort den einzigen noch freien Platz für unsere Bootslänge und lagen hinter einer kleinen Insel  inmitten der Natur und doch nur ein paar Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt. Sogar einen großen Supermarkt gab es in der Nähe.

Marina Chalon-sur-Saône.
Aber die Schleusen sind verdammt eng.

Auf der Petite Saône, die wir ab Saint-Symphorien erreichten, läuft einiges anders. Die Schleusen haben eine Breite von nur 5,20m. Unser Boot ist 4,90m breit. Wenn die Fender dazukommen wird es eng. Wir haben Fenderbretter an beiden Seiten, um das Einfädeln zu erleichtern. Bisher ging alles gut, aber wer weiß, was noch so passiert.
Außerdem gibt es Derivationskanäle. Das sind die Abkürzungen zwischen den Flußwindungen. Einige davon sind ebenfalls recht schmal und flach. Bei Gegenverkehr wird es spannend.
Neu auch, dass es weniger Anlegestellen gibt, die für uns tief genug sind. Heute z.B. hatten wir eine vom ADAC empfohlene Marina ansteuern wollen, die auch tief genug sein sollte, und wurden enttäuscht. Der Hafen war zu flach und im Übrigen auch sehr verlottert. Wir fuhren weiter aber es gab weit und breit keinen Anlegeplatz. Wir machten an der Pier eines Getreidehandels  fest. Heute ist Sonntag, da stört das hoffentlich keinen.

Der Tunnel von Savoyeux.

Weiter ging es zur Abwechslung mal durch Tunnels. Die Crew war etwas ängstlich. aber alles klappte gut. 

Falls einer nicht weiß, was Tunnelblick bedeutet: Das isser...

Am nächsten Morgen weiter gen Norden. Die Petite Saône wurde immer petiter und flacher. Als uns ein Segelboot entgegen kam, bin ich wohl zu sehr zur Seite ausgewichen und fürchterlich in den Schlick gefahren. Wir saßen fest und kamen mit eigener Kraft nicht mehr vom Fleck. Die Besatzung des Segelbootes stoppte und bot Hilfe an. Es war ein super nettes junges Segler-Pärchen aus Berlin (Glück im Unglück) mit denen wir die Manöver besprechen konnten. Nachdem Ziehen und Gas geben nicht half, hatte der Berliner Segler die rettende Idee. Das Schleppseil lockern und dann mit einem Ruck ziehen. Wir wiederholten diese Prozedur zwei mal und waren frei. Wir waren so dankbar. Wer weiß, wie wir sonst weiter gekommen wären. Glücklicherweise hatte ich noch eine gute Flasche Wein griffbereit für ein wenigstens kleines Dankeschön.
Durch den Stress habe ich nicht einmal den Namen des Bootes behalten - schade.

Die Schleusenbedienung ist hier einfach aber genial geregelt. In der Fahrwassermitte hängt ein Gartenschlauch von einem quer gespannten Seil herunter, den man drehen muss. Daraufhin blinkt ein gelbes Licht, es wird die Automatik in Gang gesetzt und man fährt in die Schleuse. Drinnen muss man an einer Leiter oder an Pollern fest machen,eine blaue Stange angeben und die Schleusung beginnt.
Glücklicherweise war ein Platz am Außensteg frei. Endlich Wasser nachfüllen, ausruhen, einkaufen...