Segeln um Westeuropa

Die Mosel

Endlich genug Wasser unter dem Kiel: die Mosel...
Zwar mit Berufsverkehr...
...aber mit Platz auch neben der Schleuse.
In der Marina von Metz.

Metz ist ein Highlite. Weiterzufahren wäre sehr schade gewesen. 
Eine einladende Innenstadt mit vielen Fußgängerzonen und Restaurants, viele gotische Gebäude und die Mosel, die in mehreren Seitenarmen die Stadt durchfließt. Wir beschlossen spontan, 2 Tage zu bleiben.
Das Symbol der Moselregion:der Bacchus von Remich.
Aber die Fahrt auf der Mosel war einfach schön. Weinberge, nette Ortschaften und ein wunderschöner Hafen in Neumagen-Dhron, die Marina Mittelmosel.
Hier haben wir endlich einen Liegeplatz bekommen. Im Hafenbecken, separat von der Mosel liegt man wie im Ententeich.

Neumagen-Dhron soll der älteste Weinort Deutschlands sein. Na das muss man doch ausprobieren. Wir bleiben 2 Tage.

Und das war auch nötig, weil wir nach einem langen Abend in einer Straußenwirtschaft bei diversen Weinen und einem erstklassigen Flammkuchen erst einmal ausruhen mussten.
Eine schöne Gegend die Mosel...


Das "Spitzhäuschen" von Bernkastel. Unglaublich.
Die Reichsburg Cochem.
Mit unserem Enkel in Koblenz auf dem Boot. Wer freut sich mehr?
Am nächsten Tag weiter, aber es ist saukalt. Pudelmütze und Handschuhe. Mitte August. Kaum zu glauben.

Am 18.8. dann endgültig Abschied von Hans und Tineke. Traurig, aber unsere Wege trennen sich am Abzweig des Rhein-Herne-Kanals leider. Wir werden uns im nächsten Jahr wiedersehen, dann wollen sie im Sommer zu uns gen Osten reisen. Wir freuen uns darauf.

Wer in den Rhein-Herne-Kanal fährt, hat zwei Möglichkeiten. Man kann in den Hafenkanal oder die Ruhr  fahren und über jeweils eine Schleuse in den R-H-Kanal kommen. Wir entscheiden uns für den Hafenkanal, weil dort die Schleuse kleiner ist und hoffentlich vom Hafen aus mehr befahren wird. Dort angekommen, wird mir auf meinen Funkanruf mitgeteilt, dass die Schleuse bis zum 10.9. gesperrt ist. Also zurück und den anderen Weg. Der klappte dann wenigstens ohne lange Wartezeit.

Danach ließen wir die wenig einladende Industrieumgebung langsam hinter uns. 

Auf dem Mittellandkanal.

Am Abzweig Dortmund-Ems-Kanal in den Mittellandkanal gab es eine Bootstankstelle. Gut, dachten wir, mal nachtanken wäre jetzt ja nicht schlecht. Wir wollten unsere Kanister auffüllen, ca. 60l.
Als wir dort anlegten, die Ernüchterung. 1,74€/l ein ohnehin schon stolzer Preis. Darüber hinaus verlangte man 15,00€ Mindermengenzuschlag bei einer Abnahmemenge von unter 100l. Krass. Was rauchen die hier?
Übrigens, gutes Stichwort, die Tankwartin kam mit einer brennenden Zigarette zum Boot und wollte uns Diesel einfüllen....
Nix wie weg, wir hatten zum Glück keine Not. Jedenfalls keine, die man schamlos ausnutzen konnte.

Morgenstimmung am Mittellandkanal.

Bei km 233 war der Mittellandkanal für uns zu Ende. Wir fuhren in den Elbe-Seitenkanal. Nach dem quirligen Verkehr vorher eine Wohltat. Wenig Berufsschiffe, ruhige Anlegestellen ohne Radau von Bahn und Strasse. 

Das nächste Highlighte war das Schiffshebewerk Scharnebeck. Es entließ uns am 27.8. in die Elbe.
Von dort aus war es nur ein Katzensprung bis Lauenburg, der nächsten Station unserer Reise.

Es gibt sogar ein Dampfschiff mit Schaufelradantrieb. Baujahr 1900.

Am 30.8. verließen wir Lauenburg.Der Elbe-Lübeck-Kanal lag vor uns.Der letzte Kanal auf unserer Reise. Wir waren pünktlich zur Schleusenöffnung um 7:00 Uhr an der Schleuse Lauenburg, um die Fahrt bis Lübeck an einem Tag zu schaffen. Und wir hatten Glück. Es gab wenig Berufsschiffe an dem Tag und wir wurden separat ohne größere Wartezeiten geschleust. Die letzten 4 Schleusen talwärts standen sogar auf grün, als wir ankamen. Die wollten uns wohl los werden. Uns war's recht.
Um 18:30 Uhr machten wir in der NewPort-Marina in Lübeck fest. Von nun an keine Kanäle, Flüsse und Schleusen mehr. Die Ostsee wartet. und das sogar mit Sommerwetter!
Na ja, 186 Schleusen sind ja auch genug.

Lübeck, das Tor kennt wohl jeder...

Welche Wohltat. Nach 2 Schleusen legten wir neben Hans und Tineke  in Pompey an und waren damit in der Moselle canalisée.

Am nächsten Morgen ging es moselabwärts bis Ars-sur Moselle. Vor der Schleuse war eine kleine Anlegestelle in die 2 Boote gerade so nebeneinander hineinpassten. Undenkbar in den Kanälen. Hier war der Tiefgang >2m, also kein Problem.

Der nächste Tag versprach aufregend zu werden. Unser Ziel war das schöne Metz, aber der Stadthafen in einem Seitenarm der Mosel sollte sehr flach sein. Auf der Karte war er mit 1,5m angegeben. Alternativen gab es nicht. Weiterfahren? Zum Glück war Hans mit seiner Tinus unser Scout. Er erkundete den Hafen und gab Entwarnung. Also fuhren wir hinterher und bekamen vom Hafenmeister einen für uns passenden Logenplatz in der bildschön gelegenen Marina nahe am Stadtzentrum. 

Die berühmte Kathedrale von Metz.
Sie wird wegen ihrer vielen Fenster die "Laterne Gottes" genannt.

Am 2.8. ging es weiter die Mosel abwärts. Hans war wieder unser Scout. Er fuhr voraus und fand in einem Seitenarm, der früher wohl mal ein Hafen gewesen sein muss, einen Liegeplatz für uns an einer Spundwand. Nach dem Anlegen merkte ich,dass unser Ruder schon im Dreck bzw. in Schlingpflanzen steckte. Ich benutzte den Balken, auf dem ich während der Fahrt sitze, als Abstandshalter zwischen Heck und Ufer und das Problem war gelöst, das Ruder wieder frei. 

Nachdem wir in einem nahen Supermarkt unseren Proviant aufgefüllte hatten, ging es am nächsten Morgen weiter nach Sierck-les-Bains. Dort gab es keinen Hafen, aber einen Ponton, an dem wir neben der Tinus von Hans und Tineke festmachen konnten.


Die Burg von Sierck-les Bains.

Am 4.8. war es soweit. Nach fast 3 Monaten verließen wir Frankreich, fuhren am geschichtsträchtigen Schengen vorbei nach Luxemburg und machten in der Marina Schwebsingen fest.
Hier sprach man deutsch. Wir fühlten uns schon etwas heimatlicher. Nichts gegen Frankreich, wir haben uns da sehr wohl gefühlt und uns auch einigermaßen verständigen können, aber eben nur einigermaßen. Die Kommunikation mit den Schleusen und Marinas war nun kein Problem mehr. Na ja, fast. In Konz, dem ersten deutschen Hafen, fragte ich nach einem Liegeplatz und der Wassertiefe im Hafen und verstand - nichts.
Nur die Worte "nein" und "zu flach". Nachdem wir das Gespräch ziemlich ratlos beendet hatten, rief der nette aber unverständliche Hafenmeister bei uns an. Diesmal verstanden wir "Wasserbillig (der letzte Ort in Luxemburg) und "Kai" und "umsonst liegen". Donnerwetter, das war nett. Und wir waren gerettet. Schließlich wollten wir uns von unseren Freunden Hans und Tineke, die uns über den Vogesenkanal gelotst hatten, mit einem schönen Abendessen verabschieden. Sie wollten am nächsten Morgen in Richtung Saar weiter, wir die Mosel abwärts.

In Wasserbillig an der Kaimauer. 

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen von unseren Freunden. Wir werden sie hoffentlich im nächsten Jahr in Deutschland wiedersehen.


Da hängt ein Kühlschrank im Baum. Das Hochwasser muss heftig gewesen sein.
Die nächsten Schleusen waren mit langen Wartezeiten verbunden. Vor der Schleuse Trier waren es 1,5 Stunden und vor der nächsten Schleuse Detzem 2 Stunden. Willkommen in der Berufsschifffahrt.

Der nächste Ort Bernkastel-Kues war ein Kleinod. Fachwerkhäuser, die von einer Blütezeit der Stadt zeugten, viele kleine Gassen, unglaublich viele Restaurants und Weinstuben, die alle gut besucht waren, und natürlich Himmel und Menschen. Aber trotzdem schön.

Über Traben-Trarbach ging es nach Senheim. Eine von Holländern geführte Marina mit allem Komfort. Endlich Wäsche waschen...

Marina Senheim. Ein Schutzhafen, der von der Mosel abzweigt
In der Marina Brodenbach war gerade noch ein Platz frei, ohne Strom und Wasser.
Aber die Aussicht auf die Mosel vom Boot aus war genial.

Am Freitag den 13.8. erreichten wir um 13:00Uhr die SMC-Marina in Koblenz. Die Mosel ist fast geschafft.

Am Abend noch eine besondere Freude. Hans rief an. Tineke und er sind mit ihrem Boot von der Saar zurück und auf dem Weg zu uns. Wir können uns in der SMC-Marina treffen und dann zusammen den Rhein herunterfahren! Damit hatten wir nicht gerechnet und deshalb ist die Freude besonders groß.

Aber erst einmal kamen am nächsten Tag wie verabredet unsere Kinder + Enkel und brachten uns die bei SVB bestellten Karten, die für die Rückreise noch gefehlt hatten.
Es war schön, sie wiederzusehen und natürlich hatten wir viel zu erzählen.

Das Deutsche Eck. Hier fließt die Mosel in den Rhein. Wir fließen mit.
Und plötzlich geht die Post ab.
Bald ist Köln erreicht. Wir fahren der Tinus von Hans und Tineke hinterher in die Stadtmarina.
Hier liegt man sicher. Keine Strömung, kein Geschaukel.
Eine Kölschkneipe wäre jetzt nicht schlecht, aber das Wetter spielt nicht mit. Regen, Regen, Regen...
Der Niederrhein bei Duisburg. Hier riecht es an jeder Biegung anders, aber an keiner gut. Chemieindustrie so weit das Auge reicht.
In der recht neuen Marina Stölting fanden wir einen ruhigen Liegeplatz. Es gab in der Nähe einen Supermarkt. Wir mussten dringend unseren Proviant für die Weiterfahrt auf dem Mittellandkanal aufstocken. Das passte.
Am nächsten Tag, es ist inzwischen der 20.8., weiter in den Dortmund-Ems-Kanal. Endlich besseres Wetter. Kein Stress. Entspanntes Motorbootfahren und ein idyllisch gelegener Liegeplatz an einer Spundwand. 
Wetter wie im Dezember. Man friert im Ölzeug. Wir haben noch August!!
Die Schleuse Uelzen. Mit 23m Hubhöhe die höchste Europas? Jedenfalls 1m höher als die Rhoneschleuse Bollène. Beeindruckend.

Lauenburg. Eine Stadt wie sie uns gefällt. Mittelalterlich anmutende Fachwerkhäuser, enge Gassen mit Katzenkopfpflaster, Gaststätten, Cafés und natürlich die markante Kirche. 
Sicherlich kann man hier gut leben, wenn auch gefährlich. Die Hochwasserstände zeugen von Überflutungen. Und das nicht erst seit der Klimawandeldiskussion. Der höchste Pegel von fast 10m über Normal Null wurde 1855 gemessen.
In Lübeck gibt es auch ein Teufelchen. Direkt vor der Kirche.
Am nächsten Tag bekamen wir Besuch. Kriemhilds beste Freundin Margret kam aus Bremen mit ihrem Mann Hartmut zu uns. Wir hatten uns lange nicht gesehen und freuten uns natürlich riesig....

....wie man sieht.