Segeln um Westeuropa

Spanientörn mit Mundschutz

Dann Corona und der 6-wöchige Lockdown. Die armen Spanier haben einiges durchleiden müssen. Hier wohnt man draußen. Die Wohnungen sind meistens nur zum Schlafen da, jetzt war man darin eingesperrt.
Wir wollten Anfang April wieder zum Boot - keine Chance. Warten und auf Besserung hoffen. Dann die Lockerung. Wir buchten den Flug auf den 30.7. um.

Der Termin rückte näher und die Infektionszahlen in Katalonien stiegen wieder. Fliegen, oder doch nicht? Abwarten. Besser wären Informationen direkt aus Roda de Barà. Glücklicherweise gab es ja Marine Project vor Ort. Wir riefen Petra an und die gab Entwarnung. In Roda laufen zwar alle mit Mundschutz rum und in den Restaurants wird auf Abstand geachtet, aber sonst wäre alles normal.

Am 29.7. beschließen wir: wir fliegen. In Schönefeld eine unwirkliche Leere, alles fühlte sich merkwürdig an. Der Flug startete planmäßig und wir wurden am Flughafen Barcelona von Petra abgeholt.

Jetzt sind wir also wieder auf unserem Boot. Glücklich, aber mit dem bangen Gedanken im Hinterkopf: wie geht es weiter?
Unsere Größte Sorge ist, dass Frankreich die Grenze zu Spanien schließt und wir in einem teuren spanischen Hafen hängenbleiben.

Viel Dreck, ein gebrochener Festmacher, aber sonst alles o.k.
Wir werden schnellstmöglich klar Schiff machen, Segel anschlagen, alles wieder in Betrieb nehmen, Proviant bunkern und weiter gen Norden segeln.
Am 3.8. sah unsere TimpeTe wieder wie ein anständiges Segelboot aus.

Über die Marina Premià ging es am nächsten Morgen weiter nach Palamós. Der letzte Segeltag steckte uns zwar noch etwas in den Knochen, aber wir wollten weiter.
Gestern waren wir mit Amwindkurs und >20kn Wind an Barcelona vorbeigesegelt. Die Wellen waren entsprechend. Ich hätte diesen Start meiner Crew gern erspart, aber sie hat es tapfer und ohne zu murren ertragen.

 

 
Club Nàutic l'Escala,
das Kontrastprogramm zur Marina davor!
Ein gepflegter Hafen mit modernen Duschen/Klo am Steg und viel Platz zum Manövrieren. Wir wurden sofort über Funk gehört und eingewiesen. Vom Marinero bekamen wir nach dem Anlegen eine Mappe mit allen Informationen zum Hafen und zu Einkaufsmöglichkeiten. Der Preis war mit 76€ für hiesige Verhältnisse und August  moderat. Strom & Wasser waren im Preis enthalten.
Geht doch...

2020, was für ein Jahr!

Erst die Frühjahrsstürme, die weite Teile der Ostküste Spaniens verwüstet haben. Zerstörung durch Schlamm und Schaum in den Straßen und Monsterwellen... Ich hatte Angst, das Boot könnte bei dem Sturm umkippen (die Pallung war mir ohnehin nicht geheuer) aber Knut gab per WhatsApp Entwarnung. Es war schlimm, ja, aber es ist den Booten nichts passiert.

Das Unterwasserschiff war wieder glatt wie ein Kinderpopo (wie sich später zeigte, waren wir dadurch einen kn schneller als vorher).
Alles klar, wir können wieder segeln.
Dachten wir.
wieder ins Wasser...leider ohne uns. Da wir nicht anreisen konnten, übernahm Knut für uns das Kranen und den Transfer von Torredembarra nach Roda de Barà an den Steg. - Gratis -!
Das war ein Festmacher mit 18mm Durchmesser....
Wir brauchen Ruckdämpfer mit Schraubenfedern.
Motor und Elektrik funktioniert, die Wassertanks sind voll und der Proviant ist verstaut.
 
Um die Lage zu sondieren, haben wir in Banyuls-sur-Mer einen Liegeplatz für 3 Tage angefragt und auch prompt bestätigt bekommen. Doch alles normal?
 
Morgen geht es weiter, wir freuen uns...

Endlich wieder segeln

Am 4.8.20 hieß es um 7:15Uhr Leinen los. Wir hatten einen langen Schlag vor uns. Ziel war die Marina Premià de Mar, ca. 8h von Rodà entfernt.

Es fühlte sich gut an, endlich wieder auf dem Wasser zu sein. Da wir wenig Wind hatten, und den noch von vorn, ließen wir den Motor mitlaufen. Bei 2000U/min, unserer normalen Fahrtgeschwindigkeit, vibrierte das Boot spürbar. Das kannten wir nicht. Vielleicht hat sich ein Propellerflügel nicht richtig geöffnet? Trotz neuem Antifouling ist man ja vor Pocken nie sicher. Also mehr Gas, das Vibrieren hörte auf.

Nach ca. 3 Stunden, wir hatten gerade Sitges passiert, hörte ich ein Platschen an der Bordwand. Der Motor röhrte plötzlich und rauchte fürchterlich. Zeitgleich ging der Temperaturalarm an. Also Motor aus und erst einmal tief durchatmen. Zu allem Überfluss schlief der Wind plötzlich ein und wir drohten auf die Felsen am Ufer zu treiben.

Ruhe bewahren ist in solchen Situationen das Wichtigste. Erst einmal mussten wir aus der Legerwall-Situation heraus. Also das Boot in den Restwind und auf die offene See.

Der erste Gedanke: der Impeller ist kaputt. Also nachsehen, aber der war heil. Nicht überraschend, schließlich war er ja im Winterlager gewechselt worden.

Was war es dann? Nachdem der sich Motor abgekühlt hatte, Neustart. Und siehe da, alles war wieder o.k.

Ich hatte im Wasser keine Plastiktüte oder Ähnliches gesehen. Hatten wir vielleicht einen Fisch angesaugt? Geht sowas überhaupt?

Egal, Hauptsache der Motor war nicht kaputt.

Die Marina Palamós wartete mit mehreren Überraschungen auf.

Sie war mit 93€/Nacht nach Ibiza die teuerste.

Was Ausstattung und Pflege betrifft, war sie allerdings eher Mittelmaß. Preis/Leistung miserabel.

Trotz des hohen Preises waren Strom und Wasser nicht inklusive, sondern wurden in einem komplizierten Procedere nach Verbrauch für jeden extra abgerechnet.

Da muss ich nie wieder hin...

Es gab aber auch Positives:

Wir hatten supernette spanische Nachbarn denen wir mit unserem Landanschlusskabel helfen wollten. Leider passten die Stecker dann doch nicht. Wir bekamen eine Flasche Rotwein geschenkt - Danke nochmal...

Auf einer für den Zweck gesperrten Straße vor der Marina fand ein klassisches Konzert statt. Spanische Melodien, die die Zuhörer (uns als Zaungast auch) begeisterten.

Am nächsten Morgen weiter nach La Escala.