Segeln um Westeuropa
Mitten in den Schären und doch am Steg........
Der kleine Hafen Svärdsklova ist ein Geheimtipp.

Södertalje war der Tipp eines netten schwedischen Bootsnachbarn. Er meinte, wir sollte nicht nach Stockholm segeln, sondern davor in Södertalje festmachen und von dort mit der S-Bahn nach Stockholm fahren. Das wäre bequemer, wir hätten keine Sorge wegen des Liegeplatzes und billiger wäre es auch noch. Ja, warum nicht? Wir sparen 2 Tage und sind mit der Bahn in 30 Min am Hauptbahnhof.

Die Fahrt durch die Schären war traumhaft. Wir hatten Sonnenwetter und etwas Wind, sodass wir ausserhalb der engen Passagen den Motor ausmachen konnten.

So erreichten wir nach einem Zwischenstopp in Skansholmen (kleiner gut geschützter Hafen) am 26.7. den Södertalje Gästehamn und damit den nördlichsten Punkt unserer Schwedenreise.

Eine Ramme erfreute uns schon bei der Ansteuerung mit lautem Gewumme. Anscheinend wird im Schleusenbereich gebaut. Um 16:00 Uhr war zum Glück Feierabend.
Das zweite Desaster erlebten wir bei der Anmeldung bzw. beim Bezahlen. Warum zum Geier müssen die Schweden alles so kompliziert machen? 
Man sollte einen QR-Code scannen und dann über eine App bezahlen. Natürlich funktionierte das nicht. Nachdem wir mit 3 verschiedenen Scan-Apps versucht haben, den Code zu lesen, klappte es endlich. Wir füllten alle Felder aus und drückten auf Pay. Danach wurden wir aufgefordert bei einer uns unbekannten Bank ein Konto anzulegen. Hä??
Also Abbruch. 
Wir fragten im nahen Restaurant nach einer Lösung und konnten dann dort bezahlen, bekamen den Pin-Code für die Duschen und den Strom.
Ich wünsche mir den Hafenmeister oder wenigstens einen Bezahlautomaten zurück. Mit den Onlinediensten hatten wir bis jetzt immer Ärger.
Stockholm Altstadt (Gamla Stan).

Am 27.7. legen wir morgens in Södertalje ab mit Kurs auf Runnudden, eine kleine Bucht in den Schären, die eine blaue Tonne haben soll. Dortwollen wir anlegen.
Aber es war nicht nur die Tonne besetzt (wieder von einem Schweden, der keine dafür notwendige Flagge hatte), sondern auch die gesamte Bucht. 

Also weiter. Als Plan B hatten wir uns eine andere Bucht ausgeguckt, die ähnlich geschützt lag und die auch als Ankerplatz empfohlen wurde. Dort hatten wir Glück. Die zwei blauen Tonnen waren zwar auch belegt, aber es gab genug Platz zum Ankern. 

Die Bucht Äspskärsfladen- ein Traum. 
Im Hafen von Arkösund gibt's Boote, die haben für jeden was. Eine Doppelbank für Skipper und Crew und einen Einzelsitz für den Bootsmann. Genial.
Die besondere Attraktion aber ist eine Unterwasserschiff-Reinigungsmaschine!
Nach einer teils schönen, teils nassen Fahrt durch die Schären erreichten wir wie geplant um 14:00 Uhr die Bucht Bätsmanshudden und da gab es doch tatsächlich eine freie "blaue Tonne". 
Kaum waren wir fest, da regnete es wieder.

Die kleinen Bootsmanhäuser sind die Attraktion in Västervik.

Ab jetzt sind wir auf der Route, die Frank uns Beate im vergangenen Jahr zum Götakanal in Gegenrichtung gesegelt sind. Er hatte uns die Highlites seiner Reise sehr liebevoll zusammengestellt, so dass wir eine Orientierung für die Rückreise haben, der wir folgen wollen, wenn das Wetter und die Zeit es zulassen.

Wer sagt denn, dass es auf den Schären keine Klos gibt?

Am 3.8. regnete es. Die ganze Nacht regnete es und es sah um 7:00 Uhr nicht nach einer Besserung aus. Sollen wir hier bleiben?

Hilfe brachte das Regenradar. Wir sahen die Regenwolke und wir sahen, dass sie in 2 Stunden über uns hinweg gezogen sein würde. Also Aufbruch.

Als wir ca. eine Stunde unterwegs waren, gerieten wir in einen fürchterlichen Nebel. Man konnte die Tonnen in 20m Entfernung nur ahnen, nicht wirklich sehen.Ohne Kartenplotter hätte ich umkehren oder ankern müssen.

Nach einer sehr schwierigen Fahrt durch das Schärenlabyrint kamen wir in Oskarshamn an. Allerdings gab es kurz vor dem Hafen noch 20kn Wind und Starkregen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Um 14:00 Uhr machte wir in der Marina Ernemar fest. Total nass und trotzdem froh, das Schietwetter hinter uns zu haben.
Es gab erstmal Grog.

Irgendwann muss man Glück haben. Wetterglück meine ich. Als wir am nächsten Tag von Oskarshamn nach Borgholm auf Öland segelten, hatten wir so ein Glück. Endlich Sonne, endlich Wind mit dem wir mit 6-7kn vorwärts kamen. Solch ein Törn macht Spaß, selbst meine Crew hatte keine Angst vor Wellen, Böen, Umkippen und ähnlichem Ungemach.

So schön der Wind auch war, beim Anlegen war er's nicht. In Borgholm half der halbe Hafen, um uns bei starkem Seitenwind und an der Heckboje hängend gerade an den Steg zu bringen. 
Egal, das Ergebnis zählt.

Ein Unwetter mit fast 50kn Wind  wurde für die Hanöbucht angekündigt. Also in den Hafen und Abwettern. Entsprechend voll war es in Kalmar, aber wir fanden einen Platz am Hafeneingang und waren erst einmal froh, in Sicherheit zu sein.
Nach zwei Nächten, in denen wir ordentlich durchgeschaukelt wurden, verholten wir uns in einen freien Platz im ruhigeren hinteren Hafenteil. 
Sandskulpturen. Man lässt sich für die Touristen in Kalmar was einfallen.

Eigentlich wollten wir an einer SXK-Boje festmachen (nur für Mitglieder des Svenska Kryssaklubben mit extra Bojflagga 2023), aber die hatte schon jemand belegt, der keine solche Flagge an der Saling hatte. Bei der Einfahrt in die Bucht schaute ich ärgerlich auf das Boot, aber leider nicht genau auf den Plotter und übersah eine Untiefe mitten in der Einfahrt. Es rumpelte und wir saßen fest. Soviel zum Thema nur keine Panik vermeiden...Glücklicherweise kam im gleichen Moment ein Motorboot vorbei, der nette Schwede sah das Malheur und zog uns wieder vom Schotter. Mist, ich muss besser aufpassen. Solch ein Glück hat man nicht immer.

Vor der Einfahrt in die Bucht gab es einen kleinen aber super gelegenen Hafen in den wir uns nach der Befreiungsaktion verholten. Ich bin dann vorsichtshalber getaucht und habe nach eventuellen Schäden geguckt, aber es war alles in Ordnung.

Am nächsten Tag ging es dann mit der Bahn wie geplant nach Stockholm. Unser Ziel war zunächst das Vasa-Museum.

Die Vasa...unglaublich was die Schweden damals gebaut hatten und unglaublich wie sie es vergeigt haben.
Das Schiff sank auf der Jungfernfahrt nur 100m vom Ufer entfernt. 
Aber wenn das nicht passiert wäre, könnten wir es jetzt, 400 Jahre später, nicht bewundern.
Auf dem Weg nach Arkösund Hamn am nächsten Tag war viel los. Es ist Sonnabend und schönes Wetter....
Wir konnten endlich wieder Segeln, aber andere waren leider schneller. Ich denke, wir brauchen neue Segel...
Das Schwedenwetter ist sehr wechselhaft. Mal Sonne und warm, dann wieder Schauer und saukalt.

Als ich mal wieder nach dem Ölstand gucken wollte, stellte ich fest, dass Wasser aus der Kühlwasserpumpe tropfte. Nicht viel, aber es reicht, um unsicher zu werden. Solche Leckagen heilen nicht, sie werden nur größer. Aber wie schnell?

Wahrscheinlich ist ein Simmerring kaputt. Den zu wechseln ist aber ohne einen passenden Abzieher unmöglich.

Glücklicherweise gibt es in Västervik, unserem nächsten Ziel, eine Reparaturwerkstatt für Volvo Penta Motore. Da wird man uns sicherlich helfen können.

Uns das war dann auch so. Ein Monteur kam zu uns, baute die Pumpe aus und versprach, sie am nächsten Tag repariert zurückzubringen. 
Und er hielt Wort. gegen Mittag brachte er unsere Impellerpumpe zurück und baute sie ein. Er hatte die Dichtungen, den Simmerring und den Impeller gewechselt. Alles war beim Probelauf wieder dicht.
Gerettet!!

Neben dem Hafen in Klintemala gab es eine blaue Tonne. Und die war sogar noch frei.

Oskarshamn, Marina Ernemar.
Kalmar mit der markanten Burg.
Ein guter Platz, um auf besseres Wetter zu warten. 
In der Burg war gerade die Tafel gedeckt. Leider nicht für uns und leider nur mit künstlichen Delikatessen

Eigentlich ist ein mehrtägiger Aufenthalt in einem Hafen bei schlechtem Wetter langweilig.
Wenn man nicht so nette Leute trifft, wie Gisela und Dietrich. Segler wie wir, die mit ihrer Comfortina ebenfalls in Kalmar besseres Wetter abwarteten.

In den Jahren, in denen wir im Süden waren, sind sie auf der Ostsee bis Finnland unterwegs gewesen und wollen im nächsten Jahr ebenfalls durch den Götakanal. Wir hatten also viel zu erzählen.
Es wurde ein sehr schöner Abend, vielen dank nochmal dafür. Da ihr Boot in Lubmin, also ebenfalls im Greifswalder Bodden liegt, werden wir uns bestimmt wiedersehen.